Geschichte des Pfarrer Nikolaus Reichl Werks e.V.
Nikolaus Reichl, einst Pfarrer in Marzling, stellte in den ersten Jahren seiner Tätigkeit fest, dass eine Firma im Raum Freising zu Gunsten der Dritte-Welt-Arbeit der Franziskaner Altpapier und Altkleider sammelte, in Wahrheit aber nur 5 % des Erlöses für diesen Zweck zur Verfügung stellte. Entrüstet über diesen Tatbestand begann er, zweimal – später dreimal im Jahr in Freising Stadt und Land eine solche Sammlung zu organisieren mit ausschließlich ehrenamtlichen Helfern aus Marzling und dem Landkreis. Der Erlös wurde über die einzelnen Pfarreien weitergeleitet an die „Missionare der Heimat“, die damals noch zahlreich in den vielen Ländern der Dritten Welt tätig waren. Auf Wunsch von Regionalbischof Graf von Soden wurde bald auch die Arbeit anderer Missionare unterstützt. Schließlich begann man, die Altkleidung zu sortieren, abgegebene Fahrräder und Nähmaschinen zu reparieren und – teilweise zusammen mit anderen Hilfsgütern wie z.B. Krankenhausbetten oder Maschinen – in die verschiedensten Länder und Kontinente zu verschicken. Im Laufe des Jahres 2003 z.B. erreichten 40 Schiffscontainer ihr Ziel in der Dritten Welt. Pfarrer N. Reichls bescheidene Lebensweise und sein unermüdlicher Einsatz bis in die Nacht hinein, am Schreibtisch, wie beim Sammeln und Verladen der Waren blieb nicht verborgen und steckte so manchen an. Vielen fiel es schwer, seinen oft recht beharrlichen Bitten um Mitarbeit oder um Übernahme kostengünstiger und kostenloser Transporte per LKW, Bahn und Schiff zu widerstehen. Er fand auch Unterstützung durch Spenden. In der Dritten Welt hatte er eine Vielzahl vertrauenswürdiger Kontaktpersonen für Projekte. So wurde Hilfe möglich an vielen Orten der Welt, in Afrika, Südamerika und Indien.
Nikolaus Reichl lebte für die Armen. Kein Einsatz war ihm zu viel. Jedes Jahr begleitete er von Neujahr bis Dreikönig selbst eine Sternsingergruppe auf ihrem Weg in die Häuser und Wohnungen seiner Gemeinde, auch am Tag vor seinem Tod. Da bat er die Sternsinger noch: „Geht später noch einmal hin, wenn die eine oder andere Familie nicht zu Hause ist! 100 € mehr erscheint uns nicht viel, aber für die Armen ist das viel Geld.“
Nach dem Tod von Pfarrer Nikolaus Reichl gab es auf Initiative eines treuen Helfers, unterstützt von Dr. Klaus Jachmann, Elke Fehsenfeld und den Geschwistern Reichl, Bemühungen, sein Werk weiter zu führen. Ein gemeinnütziger Verein entstand, das Pfarrer-Nikolaus-Reichl-Werk im Landkreis Freising e.V. 4 – 5 Monate nach dem Tod des Marzlinger Pfarrers konnte so die erste Altpapiersammlung des neu gegründeten Vereins in Freising Stadt und Land stattfinden. Auch heute führt das Pfarrer-Nikolaus-Reichl-Werk noch zweimal im Jahr ausschließlich mit ehrenamtlichen Helfern in einigen Orten des Landkreises eine Altpapier-Straßensammlung durch. Daneben sind ganzjährig geöffnete Standcontainer für Altpapier aufgestellt, die ebenfalls von ehrenamtlichen Helfern betreut werden. Gegenwärtig ist der Vorstand des Vereins Regina Hüttl aus Freising.